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Von Nicola Roos

Auf ein Wort: Nicola Roos findet im Fußball Kraft und Motivation

Fußball war und ist meine große Leidenschaft!

| Als mir im Alter von 14 Jahren mein rechtes Bein abgenommen werden musste, schien mein Traum vom Profifußball mit einem Schlag zerstört worden zu sein. Kicken mit Krücken – wie soll das denn gehen? Doch ich probiere alles gerne einmal aus, auch viele weitere Sportarten wie Leichtathletik oder Klettern – und eben auch Amputiertenfußball. Und das funktionierte so gut und so unkompliziert, dass ich gar nicht realisiert habe, welch einschneidende Veränderung das eigentlich darstellt. Viele in meiner Familie und in meinem Freundeskreis waren anfangs erschrockener als ich selbst – ich habe einfach weitergemacht … Und mein Leben heute unterscheidet sich tatsächlich sehr wenig von dem, das ich mit zwei Beinen geführt habe. Natürlich musste ich neu laufen lernen, fühle mich aber in keiner Weise eingeschränkt. Ich treibe Sport, treffe mich mit Freunden und lebe ein ganz normales Leben.

Geholfen bei dieser Transformation hat mir sicherlich, dass Fußball die Menschen zusammenbringt und Grenzen zwischen Gesellschaftsschichten, Sprachen oder Nationalitäten mit Leichtigkeit überwindet. Um zu kicken, braucht es eben nicht viel mehr als ein paar Mitspieler und einen Ball. Genau darin liegt die integrative Kraft des Fußballs, der so die Chance hat, auch gesellschaftliche Aufgaben zu übernehmen. Und das gilt in besonderem Maße beim Amputiertenfußball. Er ermöglicht es Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, Teil desselben Mannschafts- und Vereinslebens zu sein, von dem auch alle anderen Sportler profitieren.

Auch mir hat der Amputiertenfußball Kraft gegeben und mir gezeigt, dass ich weiterhin Leistungssport treiben und Wettkämpfe bestreiten kann. Inzwischen spiele ich mit dem 1. FSV Mainz 05 in der Bundesliga und bin Teil der deutschen Nationalmannschaft. Meinen Traum vom Fußballspielen musste ich also nicht aufgeben. Was ich mir dabei allerdings wünsche, ist ein deutlicher Popularitätsgewinn des Amputiertenfußballs hierzulande. In Polen oder der Türkei beispielsweise ist die Sportart wesentlich beliebter. Das Finale der EM 2017 etwa fand in Istanbul vor 40 000 Zuschauern statt! Auch verdienen die Spieler im Amputiertenfußball in diesen Ländern Geld mit ihrem Sport, was in Deutschland noch nicht der Fall ist.

Ich bin trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – stolz darauf, nie aufgegeben zu haben und auch auf das, was ich sportlich erreicht habe. Dass Fußball mehr ist als nur Sport, brauche ich hier wahrscheinlich niemandem zu erklären. Dennoch möchte ich ins Bewusstsein rufen: Gewinnen muss man nicht lernen, mit Niederlagen umzugehen jedoch sehr wohl – und auch das leistet der Fußball. Also, liebe Kickerinnen und Kicker im Land, lasst den Kopf nicht hängen, wenn in der kommenden Saison der Aufstieg nicht klappt oder beim Derby der Stadtrivale siegt. Wenn alles schiefzulaufen scheint, stützt euch auf die Teamkollegen an eurer Seite und schaut nach vorn – die Vergangenheit kann ohnehin nicht rückgängig gemacht werden. Und falls ihr Motivation fürs Aufrappeln braucht, könnt ihr uns auch gern beim Amputiertenfußball besuchen – ganz nach unserem Motto: «Trau dich! Mach mit!»


Es grüßt mit unerschütterlicher Fußballbegeisterung
Nicola Roos